Sonntag, 22. März 2009
82. Fahrt, März
Sa 23.46 Köln HBF - München.
CNL nach München, der 5 min zu spät ankommt. Zwischen Hansaring und HBF wird nachts gebaut.

Mal eine ganz andere Fahrt, nachts im Bett. Der Bahnhof um halb zwölf lebendig, jede Menge Jugendliche aller Art, viele die am Boden sitzen, in den Colonaden, wo es wärmer ist.

Im Bogen der großen Halle über den Gleisen, die nachts so schön leer ist, Werbung für Kölsch, in grün. In Frankfurt nimmt diesen den erstklassigen Platz eine Zeitung ein, in blau.

In den Waggon mit 5 anderen Fahrgästen, drei davon Skifahrer bzw Bergsteiger.
Ich bin allein in dem Vierer-Abteil. Weiße Betten, weiße Handtücher. Luxus, so viel Platz. Mit Gepäck würde es allerdings schwierig, mein Rucksack paßt gerade so unters Bett, und der Platz auf dem Gepäckregal reicht gerade mal für Jacken und Business-Taschen. Wenn jetzt vier mit großen Reisetaschen da wären, wo stünden die dann?
Schlafen - versuchen!
Nach einer Weile geht eins der vier Denkenlichter wieder an, von alleine. Versuche es zu löschen, geht aber nicht. Dieses eine bleibt immer an. Auf dem Bett unten drunter wäre an Schlaf nicht zu denken. Egal, umdrehen, weiterschlafen, wenn möglich.
Auf einmal fühlt sich das zuerst so einladende Bett zu hart, zu kurz an. In Mannheim werde ich wieder ( ganz ) wach. Dort wird der Zug auseinandergehängt. Eine Durchsage außen: City Night Line aus ... um ... verspätet... Wir bitten um Entschuldigung. Eine Computerstimme.
Anziehen, auf die Toilette und nochmal an die Lichtschalter. Jetzt entdecke ich den Trick. Der Nachtbeleuchtungsschalter hatte sich gelöst, oder so. Schlafen!
Aufwachen in Augsburg. Stehe auch gleich auf, die Schaffnerin weckt mich eh 30 min vor München, so war es abgemacht. Wasche nur das Gesicht im abteileigenen Waschbecken, ziehe mich an. Das Frühstück kommt. Kaffee, mit Croissant in Verpackung, Brötchen ohne Verpackung, Saft in Päckchen. In etwa wie im Flugzeug.

Um ca 7.17 oder so in München. Also fast pünktlich.

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81. Fahrt, März
Fr 14.55 München HBF nach Köln
Zu früh am Bahnhof - eigentlich wollte ich schon eine Stunde früher fahren. Dafür wird es doch zu knapp, nutze die Zeit um mir endlich mal ein paar neue Schuhe zu kaufen. Und ein Ticket für den Nachtzug, für Samtag, von Köln wieder nach M.

Früh im Zug, Platz im Bahn.Comfort, kein Problem. Soldaten am Tisch ein Stück weiter, junge Männer in Tarnklamotten, die über die Bundeswehr lästern. Obwohl sie drin sind. Warum gehen solche zum Bund, frage ich mich.

Das dumme mobile Internet von o2 mag nicht funktionieren. In Nürnberg kann ich endlich die dringende Mail weg chicken. Da wird‘s was voller. Einer, der auch tippt, sitzt jetzt neben mir.

Zwei Jungs kommen, die alleine reisen, ca. 11 Jahre. Streiten sich. Ob sie im Gang zwischen Bahn.Comfort und erster Klasse bleiben oder nicht. Einer davon schreit immer fast, wenn er dem andern was sagen will. Der andere sagt nie was, oder unhörbar. Nach einem Weilchen fragen sie fragen den 1.Klasse-Kellner-Schaffner, wann der Zug wieder anhält. In Würzburg. Haben was reserviert, im anderen Zugteil. Der Kellner-Schaffner erklärt ihnen, was sie machen sollen. Und wann. Sehr freundlich. Bückt sich mit Tablett in der Hand, holt einen Reiseplan, geht in die Hocke, wenn er mit ihnen redet. Ein junger Kellner-Schaffner. Was er nicht sagt: dass die Reservation dann schon verfallen ist, wenn die zwei im anderen Zugteil ankommen. Die Kinder bekommen 1.Klasse-Gutties, freuen sich. Dann schreit der eine den andern wieder an „Wieviel Uhr, wieviel U-uhr? Kannst du nicht die U-uhr?“

Sonne ab ungefähr Würzburg. Denke an die Wochen, als der Main zugefroren war. Naja, in München schneit es noch. In Würzburg wird es richtig voll. Immer noch Soldaten an dem Tisch, die sich unterhalten. Heute ist Soldaten-Tag.

Meine zweite Nachbarin, von Würzburg nach Frankfurt, bittet mich erst, aufzustehen, als ein Großteil der Leute in Frankfurt schon draußen sind. Hätte sie ja mal früher sagen können, wo ich den Laptop offen habe, eingesteckt, und Kopfhörer auf.
Noch ein junger Soldat, der aber nicht zu den anderen gehört. Setzt sich vor mich - auf dem Namensschild „von Bismarck“. Die zwei Nicht-Uniformierten schauen sich auf dem Laptop was an, mit einem Kopfhörer, was leider nicht nochmal das köstliche Bild ergibt, das ich mal bei Stuttgart zu sehen bekam.

Vor Köln-Deutz, Endstation, kommen alle Soldaten ins Gespräch, wo welche Kompanie hin muss usw. Noch einer gesellt sich dazu, der gar nicht so sieht wie Bundeswehr: Hose ultratief, Kette dran, Tuch um den Hals gewickelt. Er spricht von Bismarck an, fragt ihn, wie lange schon, warum er ins Ausland will usw. War anscheinend selber in Afghanistan. Der uniformierte von Bismarck macht da gar keine tolle Figur, entgegen seines großen Namens, die Antworten klingen wie die eines sehr naiven Jungchens. (Schon gemein diese Namensschilder, schon deswegen würde ich ja nie in Uniform fahren wollen.) Der andere guckt so freundlich direkt in die Augen, warnt ihn, erzählt von den 15% die zurück nach Deutschland müssen/dürfen, weil sie „den Lagerkoller“ kriegen. Sie sprechen so einen Jargon, und der Freundliche sagt was von "Unabhängig". Ob der Junge schon da und da drüber nachgedacht hätte, die Hitze, das dreckige Wasser, Unfälle. „Afghanistan ist für dich nie vorbei.“ Sagt er noch. Ich finde es irgendwie unglaublich neben einem (so jungen Mann) zu stehen, der in Afghanistan war, mit der Armee. Hinterher denke ich, dass dieser so absolut un-Soldat-mäßige Soldat wohl in einer Art Bundeswehr-Mediziner-Gruppe sein muss, die auf für die psychiche Gesundheit zuständig ist.

Ein, zwei Minuten zu früh in Köln, ab zur S-Bahn, wo auch der seltsame Seelsorger-Soldat nach kurzem lang schlurft, mit dieser Gehweise, die die Hose vom Rutschen halten soll.

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