Montag, 21. Juni 2010
Mo, Juni
7:44 Köln-München
Seitdem ich neulich nach Berlin gefahren bin, erscheint mir der Zug nach Berlin, der vor dem Wetterstein nach Berlin fährt, sehr verlockend. Ich bin ja immer zu früh am Gleis.
Der gute Platz am Fenster, also der Tür. Aber die Tür macht komische Geräusche. Am Flughafen ein Sitzplatz Tisch/Gang. In FFm kommt eine Frau, die meinen Koffer, den ich gerade längs aufs Gepäckfach gelegt hat, umdreht, weil sie da was hinlegen will. Obwohl gegenüber frei ist. Ich habe mir Sorgen gemacht, ob er nicht doch runterfällt, weil er schwer ist. Sie hat eine unglaublich unfreundliche, "geladene" Ausstrahlung, schwafelt was von Schulklassen, und das das sonst ein so ruhiger angenehmer Zug wäre. War es für mich, bis zu dem Moment als sie kam.
Stehe auf, such mir einen anderen Platz im Bahn.comfort. Bei einer spanisch-amerikanischen Familie - die Eltern sprechen spanisch miteinander, das Kind (Mädchen, ca. 14) schreib in einer unglaublich verdrehten Haltung ihr Reisetagebuch.
Als ich mich umschaue, ist auch wieder der Mann, den ich vom Sehen kenne da - er schläft.

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Fr, Juni
14:55 München - Köln

Nachträglich: Das Spiel Deutschland gegen Serbien läuft. Rückstand Deutschland. Platz im Bahn.Comfort, in der Nähe eines Mannes, den ich vom Sehen kenne. Der fährt immer nach Duisburg oder so. Ein Freund von ihm kommt auch noch, die beiden hab ich mal zusammen gesehen, das erste Mal. Der zweite hat eine Laptop mit Fernseh-Antenne über USB. Er versucht, das Spiel zu empfangen. Neben mir ein Bundeswehr-ler, dessen Rucksack ich hochgelegt hab. Esser, schwarz, deutsch. Lustig mit dem Fernseher. Obwohl es nicht richtig funktionieren will. Oder gerade deswegen. Zwei Kinder sitzen im Gang und schauen mit, mit der Mutter, das ältere Mädchen in Fan-Montur.
Die Schaffnerin meckert ein bischen.
Hinter uns anscheinend ein Mann, der seinen Koffer im Gang stehen hat. Die korrekte Schaffnerin sagt ihm, dass er weg muss, nur ein-zwei Meter. Der Mann schimpft, geradezu hysterisch. Das Umfeld, das gerade Spaß mit dem Fussballspiel hat, ist perplex. Und schweigt. Der Mann steht auf, sagt was von Verklagen. Ich, obwohl ich Koffer im Gang hasse wie die Pest, auch stumm. Dann sagt eine Frau, weiter hinten "lassen Sie die Frau ihre Arbeit machen". Jetzt stimmen viele bei. Der Hysterische: "ihr lasst euch von der Bahn ja auch an den Füßen aufgehängt transportieren". Die Schaffnerin sagt, er könne ja auch aussteigen. Er schimpft weiter. Der Mann über den Gang, den ich vom Sehen kenne, schlägt vor, dass wir im Wagen ja abstimmen könnten, ob er raus soll oder nicht. Zustimmung. Der Hysterische schweigt. Als er in Frankfurt aussteigt, gucken noch ein paar, wie der seltsame Typ den aussieht.

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Di, 7:55 Köln - München
Im Abteil mit Faltrad
Letzte Woche in Berlin.
Heute wieder nach München, genieße die schnelle Fahrt vor allem berg ab, zum Flughafen. Ginsterbüsche, gelb. Grünes Land. Wieviele Wochen Schnee gab es hier, vor kürzer Zeit erst?
Schön diese Fahrt.
Ein Business-Mann mit Dell Laptop und Kamillentee mit im Abteil. Sonst leer.
Ah diese Geschwindigkeit

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Mo, Ende Mai
Mo, 8:48, ICE von Köln nach Berlin, mit vier Gepäckstücken, zwei davon sperrig, aber nur eines schwer.
Die Atmosphäre in diesem Zug, auf einer Strecke, die ich mit der Bahncard100 noch nie gefahren bin, ist vollkommen anders als der übliche ICE Wetterstein nach Frankfurt und dann München. Es ist nicht nur genug Platz, die Anzugträger im Zug - nein, auch die Nicht-Anzugträger wirken ruhig und entspannt, sie haben es nicht eilig, sie lesen Zeitungen und Bücher, und später vielleicht auch mal ein paar Akten. Kaum Laptops. Die üblichen Banker und Rechtsanwälte, die nach Frankfurt fahren, stehen ganz anders unter Dampf. Wer nach Berlin fährt, ist wohl eher in der Verwaltung (oder Politik?) und hat Zeit.

Für mich selbst ist erstaunlich, wie langweilig das Fahren sein kann, wenn es eine unbekannte Strecke ist. Ich meine, dieses „Wann sind wir endlich da?“-Gefühl. Die Fahrzeit fast identisch, aber ich kenne die Strecke nicht, weiß nicht, welcher Bahnhof wann kommt, kenne kaum die Landschaft usw.

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Freitag, März, München - Köln
Vielleicht sollte ich doch wieder den Blog führen.
Jedenfalls notiere ich dies aus gegebenem Anlass.

Gegenüber am Tisch sitzt ein junger Mann, sehr gepflegt, mit iPod Kopfhörern, und iPhone, wie ich später merke. Grauer Pullover mit V-Ausschnitt, Hemdkragen hellblau-grau. Die Haare sehr ordentlich gelegt, die Brille schmal rechteckig schwarz. Blaue Augen. Sehr gut rasiert. Sehe helle Haut, fast milchig. Also alles in allem wie eine Zeichentrickfigur aus Pixar-Filmen. Die blauen Augen und der Gesichtsausdruck kalt und abweisend. Ich muss schmunzeln. Ach herrlich, diese Leute die man in den Zügen zu sehen kriegt. Er liest ein Buch "GNAT", oder nein "GMAT". "True critical reasoning challenge". Ach, er ist so angepasst, nichts Freches, noch nicht mal Mainstream-modisch. Er möchte so erfolgreich sein, Ackermann ist sein Vorbild. Er schaut zum Fenster hinaus statt zu lesen. (So wie ich, zwei Zeilen gelesen, dann abgelenkt. Mein japanisches Buch hat er kurz zur Kenntnis genommen.) Denkt er über den schwer verdaulichen Inhalt des Textes nach?
Vielleicht ist er traurig, vielleicht hat er Angst?
Er schaut weiter aus dem Fenster, ich lese.
Er schließt das Buch "GMAT. Die NO. 1 Methode bei Aufnahme Prüfungen in Business Schulen bessere Noten zu bekommen." Er tut mir grad richtig leid, mit seinem Ehrgeiz. Da bekommt er einen Anruf.
So selbstgefällig. Grinst. Von einem Trikot redet er. Schwäbelt. Von Steffis C Klasse, wo ständig ein Lämpchen leuchtet, die in der Werkstatt wissen auch nicht warum. Von Italienern, die sind halt nicht für den Winter gemacht. Er tut mir nicht mehr Leid. Augen zu in Nürnberg.
Jede Menge Zusteigende in Nürnberg. Inder stehen in
Weg, eine Traube vor der Tür. Ein Mann macht sie drauf aufmerksam. Ein Junge mit Krücken, bleibt stehen. Gebe ihm einen Wink, ein freier Platz. Neben dem Mann mit Mac, der sagte er könne den Koffer nicht hochleben, wegen Schulterverletzung. Der in Wollsocken da sitzt. Er tippt was.

Diesen Text, notiert auf dem Ipod, trage ich erst viel später, drei Monate später ein.

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